01-04-2011 – E. Lahni: “Familien-Partei genau so grün wie die Grünen” – 12:00
Sonstige Parteien im interview: Tobias Schlitzke von “Andere-Parteien.de” sprach mit Erhard Lahni, dem Bundesvorsitzenden der Familien-Partei unterhalten. Die Familien-Partei versteht sich als freiheitlich-demokratische Partei der politischen Mitte. Besonders im Saarland konnte die Partei immer wieder für Überraschungen sorgen und bekam dort auch 2004 mit 3 Prozent der Stimmen ihr bestes Landtagswahlergebnis. Lahni erklärt im Interview, wieso er die Hoffnung auf einen Einzug ins Parlament im Saarland noch nicht aufgegeben hat und wieso die Partei speziell im Saarland so stark ist.
Andere-Parteien.de: Die Familien-Partei konnte vor allem im Saarland für konstant gute Ergebnisse sorgen: Woran liegt das?
Erhard Lahni: Die Familien-Partei ist in Saarland gegründet worden und hat hier die größte Dichte an Mitgliedern. Die Saarländer haben eine traditionell linke Einstellung (das sieht man z.B. daran wie oft da die SPD in der Regierung war) die in dem letzten Jahrzehnt sehr stark nach Alternativen gesucht haben, da die SPD in dieser Zeit hier an Glaubwürdigkeit verloren hat. Weiterhin sind z.B. in Bayern das Wahlrecht hinderlich (8000 Unterstützungsunterschriften um an der Landtagswahl teilnehmen zu dürfen.) und die Bürger sind traditionell den Unionsparteien verbunden. Das bedeutet, der Konservatismus gepaart mit dem Wohlstand der Süddeutschen lässt es nicht zu, dass neue Ideen Fuß fassen. So kommt es auch, dass wir in einem traditionell konservativen Umfeld am besten da abschneiden wo der Wohlstand zu kippen droht – das sind meist die ländlichen Regionen.
Andere-Parteien.de: Spielt auch die relativ kleine Größe des Bundeslandes eine Rolle?
Lahni: Ja, natürlich. Die Familien-Partei im Saarland ist den anderen Bundesländern einfach voraus und das hat auch etwas mit der Größe von Saarland zu tun. Um erfolgreich in der Parteiarbeit zu sein, ist es förderlich, wenn in nächster Umgebung Gleichgesinnte sind.
Andere-Parteien.de: Bei der vorletzten Wahl hatte die NPD 4,0 Prozent und Sie 3,0 Prozent. Stimmen Sie der These zu, dass ohne den großen Erfolg der Linkspartei, die viele Protestwähler auf sich vereinen konnte, beide Parteien realistische Chancen auf einen Einzug ins Parlament gehabt hätten?
Lahni: Nun ja, die Krise und vor allem die jahrelangen Lohnzurückhaltungsrunden haben vor allem den Arbeitnehmern mit niedrigem Einkommen zugesetzt. Diese wurden dann zu Protestwählern und sorgten für einen Aufschwung der Linken. Diese Art Protestwähler, sind leider noch keine potentiellen Wähler der Familien-Partei, da es Wähler sind, die sich nicht mit den Zielen der Parteien auseinandersetzen, sondern sich gerne auf die zweifelhaften Slogans der Medien verlassen. Je nachdem wie da die Stimmung ist, so werden diese Wähler entweder extrem links oder extrem rechts wählen. Also kann man abschließend sagen: Diesmal waren Protestwähler diejenigen, die sich von der SPD verraten fühlten. Weder die NPD noch die Familien-Partei hätten viel besser abgeschnitten, wenn die Linken nicht angetreten wären. Vom Inhalt des Programms jedoch, hätte die Familien-Partei diese Wähler am besten bedient. Es ist nun mal das Los der Familien-Partei, dass ihre originäre Wählerklientel – also die Familien, am wenigsten Zeit und Kraft haben sich neben Kindererziehung und Arbeit auch noch um Politik zu kümmern.
Andere-Parteien.de: Wie enttäuscht waren Sie, nachdem Sie von 3 auf 2 Prozent zurückfielen?
Lahni: Die Enttäuschung war sehr groß. Wir haben bis zum Schluss gehofft, dass die Familien endlich verstehen, wie sie von der Regierung ausgenommen werden. Fazit: Es geht den Familien schlecht in Deutschland. Doch wie schlecht muss es ihnen erst gehen, um endlich eine echte Alternative zu suchen? Dabei warten die Familien schon seit 1957 auf eine Entschädigung für die “de facto Enteignung” durch das Rentensystem. Wie lange hoffen die Bürger den noch, dass die etablierten Parteien es endlich mit ihnen ehrlich meinen? Angeblich kann eine Entschädigung niemand bezahlen. Unsere Rechnung jedoch zeigt eindeutig, dass wir uns diesen Status Quo nicht mehr leisten können. Es hilft nichts, wenn die Elternschaft mit niedrigeren Einkommen bestraft wird, so werden sich wohl kaum genügend junge Leute finden, die ihrem Kinderwunsch nachgeben. Das größte Armutsrisiko ist nach wie vor die Geburt eigener Kinder.
Andere-Parteien.de: Nur ein paar tausend Stimmen mehr können im Saarland viel bewirken. Lohnt sich deshalb der Aufbau einer Partei eher vom Saarland oder Bremen aus zu steuern?
Lahni: Diese Art von Überlegungen haben wir auch durchdacht. Doch sind wir nicht die einzigen die solche Überlegungen anstellen. Die Linken z.B. haben 2010 in Saarland mit Parolen der Familien-Partei Wahlkampf gemacht. Das ist auf die Initiative von Frau Margret Müller (Ehefrau von Herrn Lafontaine) zurückzuführen, da überall sonst in der Bundesrepublik die Linken den Konzepten der Familien-Partei mehr als skeptisch gegenüber stehen. So kam es, dass in Saarland die Linken für sich viele potentielle Stimmen der Familien-Partei verbuchen konnten. Dieses Beispiel zeigt wieder deutlich, wie wenig sich Wähler mit den Konzepten von Parteien auseinandersetzen. Allein die Vaterfigur des Herrn Lafontaine im Hintergrund hat genügt, um so viele Wähler zu verführen.
Was Bremen anbelangt so lohnt sich im Moment ein hoher Einsatz nicht. Bremen, wie die meisten großen Städte auch, ist noch nicht erschüttert von der SPD. Da gibt es viele Singles die wir nur sehr schwer erreichen können. Eher wechseln diese von der SPD zu den Grünen obwohl die Familien-Partei genau so grün ist wie die Grünen. Singles, die noch keine Kinder haben lassen sich sehr leicht von den vielen durch die Regierung propagierten Familienförderungsmaßnahmen blenden. Sie übersehen dabei, dass diese Maßnahmen alle nach dem Prinzip aufgebaut sind – in die linke Tasche hinein aus der rechten Tasche wieder heraus. Beispiel ist die einjährige Förderung der Eltern mit geringem Einkommen die klanglos und heimlich während der Fußball WM 2006 gestrichen wurde um ein halbes Jahr später mit großer Publicity die Elternerziehungszeit einzuläuten, an der sich dann Väter beteiligen können und bei der das letzte Gehalt der jungen Eltern eine Rolle spielt und nicht wie zuvor die Bedürftigkeit. Haben dieselben Leute ein paar Jahre später dann Kinder, begreifen sie die Welt nicht mehr. Natürlich ist der Partner dann an der eigenen Misere schuld und natürlich hat man dann auch keine Zeit und Lust mehr zu begreifen, dass die Politik versagt hat.
Andere-Parteien.de: Gibt es Versuche, auch prominente Personen für Ihre Arbeit einzuspannen? Vor allem vor dem Hinblick auf mögliches Medieninteresse.
Lahni: Diese Versuche gibt es bei uns in der Tat, allerdings bisher ohne Erfolg. Es scheint in Deutschland nicht Hype zu sein Familien zu unterstützen, die doch in den Medien als Kindermisshandler und Kindergeldversäufer dargestellt werden. Ein Prozent der Eltern wird in den Medien zu Recht als solche hochstilisiert, doch 100% geraten dadurch unter Generalverdacht.
Andere-Parteien.de: Bisher ist Ihre Partei absolut nicht im Blickfeld des medialen Interesses. Was könnte ein Einzug ihrer Partei in ein Landesparlament innerhalb der großen Parteien auslösen?
Lahni: Damit sprechen Sie einen sehr wunden Punkt der Familien-Partei an. Unter den Journalisten ist der größte Prozentsatz von kinderlosen Singles aus der gesamten Bevölkerung zu finden. Das ist nun mal nicht die Gesellschaftsgruppe, die von der Familien-Partei schwärmen wird. Diese Gruppe interessiert sich eher für die Grünen. Wenn es mal keine etablierte Partei ist, so sind es dann die Piraten – kurzum alles was hype und verrückt klingt und das obwohl kaum eine Partei ein so gut durchdachtes und ausgewogenes Parteiprogramm wie die Familien-Partei hat. Die Themen, derer sich die Piraten bedienen finden Sie auch bei uns – allerdings nicht nur als Schlachtrufe sondern als Gesellschaftskonzept. Würden die Medien die Familien-Partei nicht verschweigen oder – noch schlimmer, diese wegen des Namens pauschal in die rechtsextreme Ecke schieben, so würden sie einen ähnlichen Effekt wie mit der Statt Partei oder der Schill Partei in Hamburg erleben – allerdings mit nachhaltiger Wirkung, da mit uns nicht nur Protest zum Ausdruck gebracht würde, sondern ein vernünftiges Gesellschaftskonzept entstehen würde. Das wäre dann aufbauend auf den vielen guten Elementen der jetzigen Gesellschaft (in so fern sind wir wertkonservativ) jedoch mit der großen Tendenz die Verwerfungen zu korrigieren. Genau hier setzt unsere links gerichtete Denkweise an.
Andere-Parteien.de: Mit welchen der etablierten Parteien sehen Sie Schnittstellen in Ihrem Programm?
Lahni: Unsere Kernthemen sind wenn überhaupt, dann sicherlich nur zum Schein von den etablierten Parteien abgedeckt. Würde das nicht stimmen, so hätte jede etablierte Partei schon längstens die Möglichkeit gehabt die Situation der Familien zu verbessern. Das geschieht jedoch nicht. Ich nenne nur ein kleines Beispiel: Seit 2001 gab es ganze 10 EUR Kindergelderhöhung. In dieser Zeit wuchsen jedoch die Diäten um satte 30%. Seit 2001 hatten weiterhin alle etablierten Parteien schon die Gelegenheit durch eigene Regierungsverantwortung den Familien zu ihrem Recht zu verhelfen, getan wurde nichts.
Andere-Parteien.de: Auf Landesebene zeigt sich die Familienpartei besonders kooperativ mit anderen Parteien im Rahmen von Listenverbindungen. Man hört aber immer wieder, dass Listenverbindungen für den Wähler eher schwierig zu deuten sind und für die Parteien ein Nachteil. Wie stehen Sie dazu?
Lahni: Wir haben in der Vergangenheit öfters mit der ödp zusammengearbeitet. Die ödp ist viel besser ausgerüstet, hat viel mehr Mitglieder und hat unter anderem Familienthemen in ihrem Parteiprogramm, die mit unseren Konzepten übereinstimmen. So gesehen hatten wir eine Periode sehr fruchtbarer Zusammenarbeit. Viele unserer Mitglieder träumten von einer Fusion. Wir haben Gott sei Dank den Kopf nicht verloren, da wir bei der ödp völlig untergegangen wären und dann hätten zusehen müssen, dass am Rande der ödp-Themen auch noch Familie eine Rolle spielt. Seither besteht der Konsens, dass die Familien-Partei aus eigener Kraft ihre Themen in die Gesellschaft tragen muss.
Da wir ein Konzept für die gesamte Gesellschaft in unserem Programm darstellen, müssten sich eigentlich auch die Rentner bei uns wohl fühlen. Deswegen versuchen wir im Moment einige von den vielen Rentnerparteien auf unsere Seite zu bringen. Das ist jedoch gar nicht so einfach. Da fürchten natürlich die Rentner, bei unseren Themen sich nur unter „ferner liefen“ wieder zu finden. Das wird durch unsere Einsicht, dass es keine Rente in Zukunft geben wird, so wir keine Kinder haben, bei den Rentnern, die ein Leben lang kinderlos geblieben sind, verstärkt. Es Hilft aber nichts. Wir können nicht weiter zusehen, wie ausgerechnet die Eltern die geringsten Renten beziehen. Da muss sich schnell was ändern. Wie viele Eltern wären im Alter viel besser dran, wenn sie direkt von ihren Kindern die Unterstützung bekommen würden, also wenn sie dieses Rentensystem kündigen würden. Dann hätten aber die lebenslang kinderlos gebliebenen Rentner von einem Tag auf den anderen überhaupt keine Einkünfte mehr. Sie müssten alle samt zum Sozialamt gehen, so wie es jetzt die vielen Eltern unter den Rentnern tun müssen. Dieses überzogene Szenario soll natürlich nur die Ungerechtigkeit des heutigen Systems vor Augen halten. Niemand denkt in der Familien-Partei so radikal – doch ein paar Pfründe müssten die lebenslang kinderlos gebliebenen Rentner schon lassen. Anders lässt sich unsere Gesellschaftsstruktur nicht sanieren.
Andere-Parteien.de: Wie realistisch sehen Sie es, dass Sie zukünftig in einem Landesparlament sitzen werden? Gibt es intern einen “Masterplan”?
Lahni: Es gibt einen Masterplan. Im Prinzip wissen wir, was wir tun müssten, doch fehlt es bei uns an allen Ecken und Enden. Es mangelt an Zuwendungen, es mangelt an Mitgliedern und es mangelt an der Bereitschaft und Kraft unserer Mitglieder, die vielen Aufgaben die unerledigt bleiben, zu übernehmen. Unsere Mitglieder sind ehrenamtlich unterwegs, müssen einer Arbeit nachgehen und haben meistens auch noch kleine Kinder, die ein Recht auf ihre Eltern haben. Natürlich geht bei der Familien-Partei Familie vor; doch wenn bei uns sich jemand in unserem Sinne einbringen kann und will, so kann man hier noch ganz schnell Kariere machen.
Andere-Parteien.de: Bezgl. Ihrer Partei hört man den Vorwurf, dass Sie zu einseitig auf Familienthemen ausgerichtet seien. Sind Sie auch für überzeugte Singles wählbar?
Lahni: Es kommt darauf an, was man unter überzeugte Singles versteht. Menschen, die darauf bauen, dass sie als kinderlose Singles die Vorteile so lange genießen können bis die Titanic Deutschland den Eisberg rammt, leben nach dem Slogan hinter mir die Sintflut. Diese Gruppe ist für uns definitiv keine Wählerklientel. Jeder Single, der jedoch den Wunsch hegt, dass unsere Gesellschaft auch in Zukunft noch gut existieren kann, müsste sich eigentlich mit der Familien-Partei auseinandersetzen und diese so gut es geht unterstützen.
Nur so kann es gehen, denn:
Ohne die Souveränität des Volkes über die eigene Währung gibt es kein Kapital das zum Wohl des Volkes wirkt.
Ohne Kapital zum Wohl des Volkes gibt es keine Wirtschaft die den Menschen dient.
Dient die Wirtschaft nicht den Menschen, so sind die Menschen die Sklaven der Wirtschaft.
Sind die Menschen die Sklaven der Wirtschaft, so gibt es keine Gerechtigkeit für Menschen.
Ohne Gerechtigkeit für die Menschen auch keine Eltern.
Ohne Eltern, keine Kinder.
Ohne Kinder keine Rente, keine Arbeit, keine Wirtschaft, kein Kapital, keine Währung und keine Gesellschaft!
Wem diese Gedankensprünge zu groß sind, dem erkläre ich gerne jeden kleinen Schritt.
Zur Person:
Erhard Lahni Familien-Partei Deutschlands Bundesvorsitzender http://www.Familien-Partei.de
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