15-03-2016 – Drei Landtagswahlen, nur Gewinner?
Die Tage nach Wahlen ist die Zeit für Vorsitzende, Generalsekretäre und andere Parteiverantwortliche, ihre Ergebnisse in den Medien zu interpretieren. Da am 13.3.2016 gleich drei Landtagswahlen stattfanden, finden sich für alle Parteien lichte Momente, die sie nur zu gern übergewichten. Das hier berechnete und gewichtete Gesamtergebnis verglichen mit dem Ergebnis von 2011 versucht Licht ins Dunkel der bundespolitischen Bedeutung der Wahlen zu bringen:
SPD 2016: 18,2% 2011: 25,9% -7,7%
“Bei uns überwiegt jedoch die Freude” sagte Sigmar Gabriel zu den Landtagswahlen. Dabei kann er sich allerdings nur das konstante Ergebnis von Rheinland-Pfalz herausgepickt haben, denn insgesamt hat die SPD dramatisch verloren.
CDU 2016: 28,5% 2011: 37,3% -8,8%
Die CDU feierte, mit nur geringen Einbußen den Ministerpräsidenten in Sachsen-Anhalt gehalten zu haben. Aber eigentlich gäbe es angesichts der Gesamtverluste überhaupt nichts zu feiern.
Interessanter ist bei der CDU allerdings nicht der Vergleich mit den 2011 Ergebnissen, sondern mit Umfragen aus dem Sommer 2015 vor Merkels Asylentscheidung:
CDU 2016: 28,5% 2015: 40,0% -11,5%
Eine starke Abneigung gegen Merkels Kurs bei vielen CDU Wählern lässt sich kaum bestreiten.
Grüne 2016: 20,8% 2011: 20,0% +0,8%
In Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt nur knapp im Landtag geblieben – bezieht man zum sehr speziellen Baden-Württemberg Ergebnis der Grünen noch die anderen beiden Bundesländer mit ein, bleibt wenig vom Kretschmann-Triumph übrig. Trotzdem, dass die Grünen ihr 2011 stark von Fukushima beeinflusstes Ergebnis mehr als halten konnten, ein Erfolg.
AfD 2016: 15,7% 2011: nicht angetreten +15,7%
In allen drei Bundesländern erreicht die AfD den dritten Platz – summiert reicht es trotzdem nur zum vierten. Ob sich die Partei als dritte Kraft zukünftig behaupten kann, fraglich. Das Überspringen der 5% Hürde sollte zunächst der eigene Anspruch weiterhin bleiben.
FDP 2016: 7,3% 2011: 4,8% +2,5%
Deutliche Erholung für die FDP, fast hätte sogar der kaum für möglich gehaltene Landtagseinzug in Sachsen-Anhalt geklappt. Angesichts der großen Verschiebungen innerhalb der Wählerschaft, bleibt allerdings das Gefühl: Für die FDP wäre noch mehr drin gewesen.
Linke 2016: 4,6% 2011: 5,5% -0,9%
Verluste in allen drei Bundesländern ließen Schönfärberei bei den Linken gar nicht zu. Da man aber im Westen ohnehin von so einem niedrigen Niveau startete, verschwindet das desaströse Ergebnis von Sachsen-Anhalt im summierten Ergebnis fast. Die Linke, von den Medien als großer Verlierer dargestellt – dabei hatten in Wirklichkeit andere Parteien einen viel schwierigeren Wahlabend.
Anhang:
Wie wurden die Zahlen berechnet?
Jeweils die Ergebnisse 2011 und 2016 der jeweiligen Partei in allen drei Bundesländern summiert und nach der entsprechenden Größe des Bundeslandes (absolute Zahl der gültigen Landesstimmen) gewichtet.
Macht es Sinn, Zahlen von drei verschiedenen Landtagswahlen mit ihren jeweils sehr spezifischen Situationen überhaupt zu vermengen?
Möglicherweise mehr, als das Spiel der Parteifunktionäre, für ihre jeweilige Partei nur die Erfolge zu betrachten und daraus bundespolitische Schlüsse ziehen zu wollen.
von Dominic Falter
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